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Vergangenheit erinnern, Zukunft gestalten

Tagung zu Leben und Werk von Marian Ruzamski und dem Kampf gegen Antisemitismus

Tagung
Marian Ruzamski, Selbstbildnis, Konzentrationslager Auschwitz, 1943 – 1944, Bleistift auf Papier, 25 × 20 cm, Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau
Marian Ruzamski, Selbstbildnis, Konzentrationslager Auschwitz, 1943 – 1944, Bleistift auf Papier, 25 × 20 cm, Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau
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Öffentliche deutsch-polnische Tagung

Vergangenheit erinnern, Zukunft gestalten. Tagung zu Leben und Werk von Marian Ruzamski und dem Kampf gegen Antisemitismus

4. und 5. September 2024 im Museum Zentrum für verfolgte Künste, Wuppertaler Straße 160, 42653 Solingen

information in english

Wir freuen uns, Sie am 4. und 5. September 2024 zu einer Tagung über Leben und Werk des Künstlers Marian Ruzamski (1889–1945) in das Museum Zentrum für verfolgte Künste nach Solingen einladen zu dürfen.

Bei der Einweihung des Ausstellungshauses von Gerhard Richter am 9. Februar 2024 in Auschwitz sprach Marian Turski, ein Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz, Dr. Jürgen Joseph Kaumkötter, Direktor des Zentrums für verfolgte Künste auf den Künstler Marian Ruzamski an. Turski betonte, dass Ruzamskis Schicksal die grausamen Folgen von Antisemitismus und Verfolgung verdeutlichen, während seine Kunst ein Beispiel für Widerstand und Humanismus darstellt. Trotz traumatischer Erfahrungen im Ersten Weltkrieg, der russischen Revolution und seiner Deportation nach Auschwitz blieb Ruzamskis künstlerisches Werk durchweg positiv und lebensbejahend. Das Solinger Museum nimmt die Anregung Turskis auf und lädt im September 2024 zu einer Tagung ein, um eine Ausstellung mit Werken von Marian Ruzamski im Jahr 2025 vorzubereiten.

Marian Ruzamski, geboren als Sohn eines polnisch-christlichen Notars und einer französischstämmigen Jüdin in Lipnik, Schlesien, wurde 1943 wegen seiner jüdischen Herkunft und einer angeblichen Homosexualität nach Auschwitz deportiert. Trotz der unmenschlichen Lagerbedingungen setzte Ruzamski seine künstlerische Arbeit fort und hinterließ ein beeindruckendes Werk, darunter die „Auschwitz-Mappe“, eine Sammlung von Porträts und Zeichnungen, die als Höhepunkt seines Schaffens und der Kunst des 20. Jahrhunderts angesehen werden. Diese unter extremen Bedingungen entstandenen Arbeiten zeugen von einer meisterhaften Aquarelltechnik und tiefgreifender Menschlichkeit. Ruzamskis Tod im Konzentrationslager Bergen-Belsen kurz vor der Befreiung durch die Alliierten und die anschließende Bewahrung seiner Werke durch Überlebende und Freunde unterstreichen die Wertschätzung und Bedeutung seines künstlerischen Erbes. Seine Kunst bietet einen Einblick in das Leid und die Hoffnung eines Künstlers während der dunkelsten Stunden der Geschichte und bleibt ein mahnendes Zeugnis für Humanismus und gegen Rassismus und Antisemitismus.

Zielsetzung der Tagung:

  • Aufklärung über die Geschichte und das Schicksal von Marian Ruzamski als Beispiel für die Auswirkungen von Antisemitismus.
  • Sensibilisierung für die Bedeutung von Antisemitismusprävention in der heutigen Gesellschaft.
  • Förderung des Dialogs zwischen Wissenschaftler:innen, Pädagog:innen, Künstler:innen und der breiten Öffentlichkeit über Wege zur Bekämpfung von Antisemitismus und Diskriminierung im Kontext der Kunst.

Die deutsch-polnische Tagung wird simultan gedolmetscht und findet im Ratssaal des Museums Zentrum für verfolgte Künste in Solingen statt. Die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen und das Polnische Institut Düsseldorf unterstützen die Tagung.

4. September 2024

18:00 Uhr Eröffnung

Moderation: Shelly Kupferberg  

Es sprechen:

  • Dr. Jürgen Joseph Kaumkötter, Direktor des Museums Zentrum für verfolgte Künste 
  • Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin a. D., Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen
  • Sylvia Löhrmann, Staatsministerin a. D., Vorsitzende des Förderkreises des Museums
  • Gesandter Rafał Sobczak, Direktor des Polnischen Instituts Düsseldorf 

19:00 Uhr Konzert

Die Violinistin Klara Gronet und die Pianistin Sonja Kowollik spielen Werke von Witold Lutosławski, Mieczysław Weinberg, Grażyna Bacewicz und Robert Schumann.

Klara Gronet ist im Jahr 2000 in Warschau geboren. Sie begann im Alter von sechs Jahren mit dem Violinspiel unter der Anleitung von Anna Rzymyszkiewicz. Ihren Bachelorabschluss erwarb sie an der ZUYD Maastricht Academy of Music unter der Leitung von Professor Robert Szreder, mit dem sie seit 2015 zusammenarbeitet. Derzeit absolviert sie ihr Masterstudium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Professor Mihaela Martin. Klara Gronet hat eine Reihe von nationalen und internationalen Wettbewerben gewonnen und mehrere hochgelobte Soloauftritte in den Niederlanden und Polen gegeben. Sie hat mit namhaften Orchestern wie dem Amadeus Chamber Orchestra des Polnischen Rundfunks und dem Symphonieorchester Delft als Solistin zusammengearbeitet.

Sonja Kowollik, geboren 2001 in Bottrop, ist eine talentierte Pianistin, die ihre ersten Klavierstunden im Alter von fünf Jahren erhielt. Seit 2011 war sie Jungstudentin an der Jugendakademie Münster bei Thomas Reckmann und Prof. Michael Keller. Sie setzte ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Prof. Claudio Martínez-Mehner und Prof. Nina Tichman fort. Sonja Kowollik hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, darunter den Förderpreis der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit (GWK) im Jahr 2021, wo sie für ihre außergewöhnliche musikalische Gestaltungskraft und künstlerische Reife gelobt wurde. Neben ihrer solistischen Tätigkeit ist Sonja Kowollik eine begeisterte Kammermusikerin und tritt regelmäßig mit verschiedenen Ensembles auf. Ihr Spiel wird für seine Natürlichkeit und Reife, klare Klangqualität und tiefes emotionales Ausdrucksvermögen geschätzt.

Das Konzert-Programm:

  • Witold Lutosławski (1913-1994): Ein polnischer Komponist, der unter den schwierigen Bedingungen des Zweiten Weltkriegs und des kommunistischen Regimes in Polen arbeitete. Sein Stück „Subito“ für Violine und Klavier ist ein eindrucksvolles Beispiel seiner modernen Musiksprache und zeigt eine fesselnde Mischung aus Dynamik und Emotion.
  • Mieczysław Weinberg (1919-1996): Ein polnisch-jüdischer Komponist, der dem Holocaust durch die Flucht in die Sowjetunion entkam, jedoch unter dem Stalin-Regime ebenfalls verfolgt wurde. Seine Sonatine op. 46 für Violine und Klavier reflektiert die Komplexität seiner Erfahrungen.
  • Grażyna Bacewicz (1909-1969): Eine herausragende polnische Komponistin und Violinistin, die als eine der bedeutendsten Komponistinnen des 20. Jahrhunderts gilt. Ihre Sonata No.2 für Solovioline zeigt ihre Virtuosität und ihr innovatives Kompositionsvermögen.
  • Robert Schumann (1810-1856): Ein bedeutender deutscher Komponist der Romantik. Seine Drei Romanzen Op. 94 sind intime, gefühlvolle Stücke, die seine meisterhafte Fähigkeit zur musikalischen Ausdruckskraft demonstrieren.

5. September 2024

Moderation: Shelly Kupferberg

10:00 Uhr Polnische Malerei der letzten 150 Jahre und Marian Ruzamski

  • Dr. Maria Anna Potocka, Direktorin MOCAK Museum für Gegenwartskunst Krakau  
  • Dr. Tadeusz Zych, Direktor Schlossmuseum Tarnobrzeg 
  • Jakub Pączek, Regisseur aus Warschau

11:30 Uhr Die Rolle der Kunst im Widerstand gegen Diskriminierung und Hass

  • Dr. Delfina Jałowik, Direktorin Bunkier Sztuki Krakau  
  • Agnieszka Sieradzka, Kuratorin am Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau

13:00 Uhr Mittagspause

14:30 Uhr Antisemitismusprävention: Strategien und Herausforderungen in Bildung und Gesellschaft

  • Dr. Anke Hoffstadt, FORENA „Modellprojekt Lehrkonzept“, Hochschule Düsseldorf  
  • Dr. Joachim Schröder, Hochschule Düsseldorf, Leiter Erinnerungsort „Alter Schlachthof“  
  • Dr. Kathrin Pieren, Leiterin Jüdisches Museum Westfalen Dorsten 

16:00 Uhr Antisemitismus in Europa und die deutsche Besatzung Polens im Zweiten Weltkrieg

  • Prof. Dr. Christoph Rass, Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung an der Universität Osnabrück

17:00 Uhr Abschlussdiskussion

Bitte melden Sie sich zur Teilnahme bis zum 2. September per E-Mail an unter info@verfolgte-kuenste.de. Die Anzahl der Teilnehmenden am 5. September ist begrenzt. Für den 4. September ist keine Anmeldung erforderlich.

Marian Ruzamski (1889-1945)

Marian Ruzamski war ein polnischer Künstler, dessen Leben und Werk von den politischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts stark beeinflusst wurden. Geboren in Lipnik (Schlesien) als Sohn einer jüdischen Mutter und eines christlichen Vaters, erlebte er beide Weltkriege und die russische Revolution, was ihn tief prägte. Trotz dieser Herausforderungen hinterließ er ein umfangreiches Werk, das unter anderem durch seine meisterhafte Aquarelltechnik beeindruckt.

Ruzamski begann seine künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie in Krakau unter der Leitung bedeutender Lehrer wie Jacek Malczewski. Er erlangte Anerkennung und erhielt ein Stipendium für Paris, musste aber aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs nach Polen zurückkehren. Im Ersten Weltkrieg wurde er von Russen nach Charkiw verschleppt, konnte jedoch während der Revolution fliehen.

Sein Werk, das hauptsächlich Landschaften, Porträts und Szenen des Alltags umfasst, strahlt eine Leichtigkeit aus, die im krassen Gegensatz zu den teilweise lebensbedrohlichen Umständen steht. Ruzamski wurde 1943 von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er unter der Häftlingsnummer 122 843 registriert wurde. Trotz seiner gesundheitlichen und psychischen Belastungen setzte er seine künstlerische Arbeit fort. In Auschwitz entstanden einige seiner bedeutendsten Porträts, die nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch die inneren Zustände seiner Modelle einfangen. Diese Zeichnungen, oft als "Auschwitz-Mappe" bezeichnet, zeigen Mithäftlinge und Ärzte und gelten als wichtige Zeugnisse der Kunst des 20. Jahrhunderts.

Ruzamski wurde Mitte Januar 1945 auf einen Todesmarsch nach Wodzisław Śląski geschickt und schließlich nach Bergen-Belsen verschleppt, wo er kurz vor der Befreiung des Lagers im März 1945 starb. Seine Werke aus der Lagerhaft wurden durch Mithäftlinge gerettet und gelangten schließlich ins Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau. Marian Ruzamskis Leben und Werk sind ein bewegendes Zeugnis der Kunst unter extremen Bedingungen. Seine Fähigkeit, trotz der Schrecken seiner Zeit eindringliche und technisch beeindruckende Bilder zu schaffen, macht ihn zu einem herausragenden Vertreter der polnischen und europäischen Kunstgeschichte.

Pressespiegel

Marian Ruzamski, An der Staffelei, Konzentrationslager Auschwitz, 1943 – 1944, Aquarell auf Karton, 24,5 × 19,5 cm, Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau
Marian Ruzamski, Selbstbildnis, Konzentrationslager Auschwitz, 1943 – 1944, Bleistift auf Papier, 25 × 20 cm, Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau
Marian Ruzamski, An der Staffelei, Konzentrationslager Auschwitz, 1943 – 1944, Aquarell auf Karton, 24,5 × 19,5 cm, Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau
Marian Ruzamski, Selbstbildnis, Konzentrationslager Auschwitz, 1943 – 1944, Bleistift auf Papier, 25 × 20 cm, Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau
Marian Ruzamski, An der Staffelei, Konzentrationslager Auschwitz, 1943 – 1944, Aquarell auf Karton, 24,5 × 19,5 cm, Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau
Marian Ruzamski, Selbstbildnis, Konzentrationslager Auschwitz, 1943 – 1944, Bleistift auf Papier, 25 × 20 cm, Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau

Pressespiegel

Aktuelles

Ausschnitt aus Willi Deutzmann, „Kapelle im Frühling (Chicago)“, Öl auf Leinen, 1947, Sammlung Heinz-Willi Müller
14.11.24
9.2.25

Wechselausstellung

:

Solinger Künstler in der Kunstregion Rheinland 1933-1945

Moorsoldaten? Eine Spurensuche

Das Museum Zentrum für verfolgte Künste widmet sich aus Anlass des 650. Jubiläums der Stadtgründung der Kunstszene in Solingen zwischen 1933 und 1945.

Wolfgang Langhoff, „Die Moorsoldaten“, © Bürgerstiftung für verfolgte Künste – Else-Lasker-Schüler-Zentrum – Kunstsammlung Gerhard Schneider
24.11.24

Führung

:

Öffentliche Sonntagsführung „Solinger Künstler in der Kunstregion Rheinland 1933-1945“

Moorsoldaten? Eine Spurensuche

Die öffentliche Führung im Zentrum für verfolgte Künste zeigt Werke Solinger Künstler:innen aus der Sammlung von Heinz-Willi Müller

Lesung mit Adrian Jesinghaus, Foto: Christian Beier
28.11.24

Führung & Lesung

:

Feierabendführung und Lesung mit Adrian Jesinghaus

Der Fluchtroman „Die braune Pest“ von Frank Arnau

Adrian Jesinghaus wird im Anschluss an unsere Feierabendführung im Zentrum für verfolgte Künste den Fluchtroman „Die braune Pest“ von Frank Arnau aus dem Jahr 1933 präsentieren.